
Morgengedanken – Loslassen
3. September 2024Ich habe im letzten Jahr sehr oft darüber nachgedacht, was mich in meinem Leben immer so sehr am Loslassen gehindert hat. Loslassen ist nicht Vergessen und es hat auch nichts damit zu tun, über einen Verlust keine Trauer mehr zu fühlen. Loslassen heißt glaube ich einfach, den Verlust akzeptieren und erkennen, dass man danach zufrieden und glücklich weiterleben kann. Loslassen heißt, akzeptieren, das Leben ist endlich und die Zeit ist zu kostbar, um sie in einer Vergangenheit zu verbringen, die man nicht mehr zurückholen kann. Also ist Loslassen etwas, das mir hilft, zufrieden und glücklich mein Leben zu leben statt es mit Trauer und Wut und Hilflosigkeit zu füllen und so zu verschwenden.
Was ist es also, das mich immer daran gehindert hat, Verluste anzunehmen und sie in ein zufriedenes Leben zu integrieren, mit der Melancholie und der Trauer, die sie verdienen, weil ein Mensch, den ich geliebt habe, nicht mehr in meinem Leben ist. Aber eben ohne die Wut, dass er gegangen ist, ohne die Angst, was ohne ihn werden soll und ohne dieses Schuldgefühl, ich hätte mehr tun müssen, oder überhaupt etwas tun müssen, um den Verlust zu vermeiden.
Mittlerweile habe ich erkannt, dass zumindest teilweise der Zombi schuld war. Der Alkohol, den ich zur Hilfe genommen habe, um all die schmerzlichen Gefühle und Gedanken wegzuspülen und zu betäuben. Ich wollte diese Gedanken nicht denken, diese Gefühle nicht fühlen und wenn die Betäubung wich, dann war ich völlig kraftlos und wehrlos und ihnen ausgeliefert.
Letztes Jahr habe ich mich das erste Mal diesen Augenblicken gestellt und sie völlig bewusst erlebt. Das war schwer und furchtbar traurig, aber doch auch anders, als ich es kannte. Denn ich fühlte Trauer und sie füllte mich aus, aber die hilflose Wut und die Schuldgefühle waren nicht mehr da und die Trauer auch nicht mehr so übermächtig.
Ich denke Loslassen bedeutet einfach die Gefühle von Trauer und Schmerz zu empfinden, bewusst zu empfinden und sie dann wieder gehen zu lassen. Ich weiss, sie gehen nicht für immer, aber ich weiss jetzt, dass sie auch nicht einfach bleiben und vor allem nicht mein Leben vollkommen bestimmen.