Morgengedanken – Dunkle Tage werden heller

Im Moment denke ich viel darüber nach, was die „dunkle Jahreszeit“ mit mir macht. Früher war es immer die grauenvollste Zeit des Jahres für mich. Morgens aufstehen, wenn es dunkel ist, im dunkeln raus und zur Arbeit und meist auch wieder im dunkeln nach Hause kommen. Und die Tage dazwischen waren halt eher kurz und meist grau. Das nahm mir die wenige Freude und die Energie, die ich hatte und abends war ich dann völlig kaputt. Die wachen Stunden habe ich mit Grübeln und Trauer und Wut verbracht, wenn nichts anderes meine Aufmerksamkeit forderte, wie das Arbeiten eben. Daher waren auch die Wochenende eher Zeiten, sich die Decke über den Kopf zu ziehen, alles und jeden auszusperren und in dem Grübeln über das was war und nicht mehr ist, zu versinken. Und diese Stimmung, die man halt nur schwer aushält, wurde mit jeder Menge Alkohol weggespült und die dumpfe Betäubung des Kopfes, die dadurch entstand, war wie eine warme Decke.

Jetzt erlebe ich das erste Mal wieder diese Zeit und ich hatte soviel Angst davor, dass ich mir doch noch mal eine Therapeutin gesucht habe, die mich zumindest durch diese Zeit begleiten soll, falls es dazu kommen sollte, dass ich in Gefahr gerate, die Decke wieder dem klaren Denken und Fühlen vorzuziehen.
Aber ich stelle im Moment fest, dass jetzt die dunklen Tage irgendwie heller sind. Sie sind schöner und in ihrer Dunkelheit sogar manchmal beschützend und vor allem beruhigend. Nach einer klaren Nacht morgens auf dem Balkon zu sitzen und noch Sterne am Himmel sehen. Der Sonnenaufgang, der den kurzen Tag einleitet und die Farben der Natur, sofern man sie in der Stadt entdeckt, das ist einfach schön.

Die dunkle Jahreszeit gibt es einfach nicht. Dunkle Tage sind nicht die Herbst- und Wintertage, dunkle Tage sind die, die wir machen, die wir dazu werden lassen. Wenn ich mit offenen Augen und offenem Herzen durch den Tag gehe, ihn bewusst und mit klaren Gedanken einfach passieren lasse und erlebe, dann ist er voller Farben und hellen Momenten, ich muss sie nur sehen und erleben.