Kira – Henry

7. September 2024 Von Ron

Bis letztes Jahr habe ich bei meinen beiden Menschen mein ganzes Leben zusammen mit Henry verbracht. Henry war ein Kater, ganz schwarz und er war der Meinung, er sei der König in unserem Reich. Gewissermaßen war er das auch, aber ich hatte trotzdem das Sagen.

Henry war eigentlich genauso, wie Kater nun mal sind. Er war verschmust und ist ständig dem Papa und der Mama hinterhergerannt, um gekrault zu werden. Und wenn Fremde kamen, dann hat er sie sofort als Kuscheldiener betrachtet und hat sich angebiedert. Einfach würdelos, wenn Ihr mich fragt. Er ist sogar immer angerannt gekommen, wenn Papa ihn gerufen hat. Auf der anderen Seite war er aber auch sehr sensibel und aufmerksam, hat mich immer fein geputzt und mir beim Fressen den Vortritt gelassen. So gehört es sich ja auch, wenn man mit einer Prinzessin zusammenlebt. Nur bei Leckerlis, da hat seine Zurückhaltung immer versagt. Er hat die Dinger so schnell weggesaugt, dass man es kaum sehen konnte und dann wollte er immer noch mehr und kam zu mir, um meine auch noch zu fressen. Aber, weil ich die Dinger eh nicht besonders mag, war das auch kein Problem.

Henry hatte auch immer unsere Menschen im Blick. Er hat zum Beispiel direkt gemerkt, dass Papa sehr krank war. Und er hat mir immer erklärt, warum Papa manchmal so komisch war, mal nächtelang wach und dann meistens fast hingefallen ist, wenn er ins Bett ging. Und Henry wusste, dass Mama das sehr traurig gemacht hat und dann hat er stundenlang immer direkt bei ihr gelegen und aufgepasst, sogar wenn sie schlief. Und auch auf Papa hat er immer aufgepasst, als der dann so lange zuhause war. Und dann war Papa plötzlich eines Tages weg und kam wochenlang nicht zurück. Ich dachte schon, jetzt sind wir mit Mama alleine, aber Henry meinte nur zu mir, Papa wäre fort, um gesund zu werden.

Dann war Papa eines Tages wirklich zurück und er war ganz anders, als früher. Er war viel fröhlicher und ist auch nicht mehr gefallen und wir dachten, jetzt wird alles gut. Aber dann wurde Henry krank und er sagte zu mir, er sei schon lange krank gewesen und würde jetzt bald über die Regenbogenbrücke gehen und da auf uns warten, bis wir eines Tages nachkämen. Und er sagte, ich müsse mich jetzt immer gut um Mama kümmern, denn Papa würde bald noch einmal fortgehen, länger als beim ersten Mal. Und Mama würde oft traurig sein und mich dann sehr brauchen. Und so war es dann auch, Henry war weg, dann war Papa weg und Mama und ich waren alleine. Manchmal schaute Mama ganz lange in einen von ihren komischen Spiegeln und da war Papa drin und sie redeten miteinander. Und wenn Mama den Spiegel dann weg tat, dann war sie oft wieder traurig.

Aber dann kam Papa irgendwann zurück und alles war wieder gut, naja fast. Denn auch wenn Henry mich oft genervt hat, fehlte er mir sehr und ich war traurig und habe ihn immer gesucht. Aber mittlerweile sind wir wieder zu viert auf meinen Ländereien. Aber das ist eine andere Geschichte. Auf jeden Fall habe ich Henry einiges zu erzählen, wenn ich ihn eines Tages wiedersehe.