Der Zombi-Turm

21. August 2024 Von Ron

Während der ersten Therapiephase bekamen wir in der Ergotherapie eine zweiteilige Aufgabe gestellt, in der wir in einem Teil eine Situation / ein Erlebnis im Zusammenhang mit der Krankheit darstellen sollten. Da ich die gesamte Zeit vor dem Beginn meiner „Reise“ im ganzen betrachten muss, habe ich nicht eine bestimmte Situation gewählt, sondern versucht darzustellen, was die Aspekte meines Lebens, meines privaten eigenen Lebens zu dieser Zeit waren. Und da kam für mich das Bild des Zombi-Turms als einziges infrage.

Es war sofort klar, dass es düster sein würde. Es würde darstellen, wie ich mich Jahre lang nicht nur vor mir selbst, sondern auch vor den Menschen, die ich liebte und liebe, verbarrikadiert habe. Wie ich mich in meinem Turm einsperrte, alleine mit Wut und Trauer und Angst. Und natürlich mit ausreichend Hilfsmitteln, um alle diese Gedanken zu betäuben und wegzusperren, um mich nicht mit ihnen, nicht mit mir und nicht mit meinem Leben auseinandersetzen zu müssen.

Wie man an dem Bild unschwer erkennen kann, sind malen und zeichnen nicht meine Stärke. Aber das war und ist egal, denn das Bild sollte einen bestimmten Zustand, in dem ich mich viele Jahre befand, beschreiben und mich immer an ihn erinnern. Und deshalb hängt es jetzt in meinem Schlafzimmer und ist das erste, was ich jeden Tag sehe.

Den Turm habe ich abgerissen, den Zombi tief unten eingesperrt, da kann er bleiben. Er ist ein Teil von mir und wird es auch immer sein. Diese Krankheit ist eben kein Mumps, oder Scharlach, was man mal kriegt und dann nie wieder. Aber er kontrolliert nicht mehr mich, sondern ich kontrolliere mich und mein Leben allein. Und darauf bin ich stolz.